Fälscht SPD-Stadtarchivar Hecht NS-Geschichte?

26. Mai 2013

Seit Stadtarchivar Winfried Hecht im Ruhestand ist, glaubt er offensichtlich, er könne die Geschichte parteipolitisch verdrehen. Das langjährige SPD-Mitglied Hecht stellt die Historie seiner Partei ins schönste Licht und schwärzt parallel den Zentrumspolitiker Lorenz Bock (1883-1948) an, der in Rottweil ein Ehrengrab hat und nach dem eine Straße benannt ist. Laut SchwaBo und Dr. Hecht war die SPD ein Tapferle gegen Hitler:

Mindestens ebenso aufwühlend und betroffen machend stellte der Referent des Abends, der Rottweiler Historiker und Sozialdemokrat Winfried Hecht, den Kampf der SPD gegen Faschismus und Diktatur in der Zeit der Weimarer Republik und während der zwölf Jahre des Nazi-Terrors in Baden und Württemberg dar… Andere lokale Politik-Größen dieser Zeit, wie etwa Lorenz Bock, sah Hecht allerdings deutlich kritischer…

War das so? Als ehemaliger Stadtarchivar könnte und sollte Hecht wissen, dass das Zentrum im katholischen Rotttweil wie in ganz Deutschland die NSDAP nie gewählt hat, seine sozialdemokratischen Genossen in Arbeiterstädten wie beispielsweise Tuttlingen und Schwenningen dagegen schon! NSDAP heißt ja nationalSOZIALISTISCHE deutsche ARBEITERpartei! Kein Wunder! Ein paar beweiskräftige Zahlen:

Reichstagswahl vom 14. September 1930:

Stadt Rottweil: 626 Stimmen für NSDAP, 2.997 katholisches Zentrum, 459 SPD, 352 KPD/Kommunisten.
Stadt Tuttlingen: 1.289 NSDAP, 844 Zentrum, 3.384 SPD, 1.214 KPD.
Stadt Schwenningen: 775 NSDAP, 811 Zentrum, 3.948 SPD, 2.019 KPD.

Und jetzt kommt der Vergleich mit der (nicht mehr ganz freien) letzten Reichstagswahl am 5. März 1933 zum Mitschreiben für SPD-Spindoktor Hecht, aber auch seinen Nachfolger, die NRWZ und andere, die immer wieder herumdoktern und unsere Rottweiler Altvorderen in den Nazi-Dreck hineinziehen wollen:

Stadt Rottweil: 10.556 Einwohner, 7.267 Wahlberechtigte, 6.122 Wählerstimmen, 6.085 gültige Stimmen, 1.674 für Hitlers NSDAP, 3.099 für das katholische Zentrum, 270 SPD, 421 Kommunistische KPD.

Auf dieses Wahlergebnis kann jeder Rottweiler stolz sein! Wenn ganz Deutschland so gewählt hätte, hätte es Hitler nie gegeben! Dagegen:

Stadt Tuttlingen: 16.281 Einwohner, 11.154 gültige Stimmen, 4.627 für Hitler, 1.013 Zentrum, 2.771 SPD, 1.589 Kommunisten.
Stadt Schwenningen: 18.978 Einwohner, 12.779 gültige Stimmen, 4.023 für Hitler, 959 katholisches Zentrum, 2.759 SPD, 2.776 Kommunisten.

Was sagt uns das? Das Zentrum, also die Katholiken, sind trotz des Nazidrucks gestanden wie ein Mann und haben sogar noch zugelegt (die Kommunisten übrigens auch)! Und was war mit der SPD? In Tuttlingen sind im Laufe der drei Jahre gleich 600 SPD-Wähler zur NSDAP und zu Hitler geschwenkt und in Schwenningen satte 1200 Genossen! So sah also der tapfere SPD-Kampf gegen das braune Unrecht aus, Herr Dr. Hecht!

Natürlich gab es aufrechte Sozialdemokraten, die schwer leiden mußten, wie etwa den unbeugsamen Kurt Schumacher, aber ein Großteil der SPD ist bereits 1933 mit fliegenden Fahnen zu den Nazis übergewechselt. Da Dr. Winfried Hecht Akademiker und Historiker ist, versteht er vielleicht sogar diesen Artikel über Sozialdemokratische Elemente der NS-Ideologie, sozialistischen Antisemitismus und was es sonst noch alles in der SPD-Geschichte gab und was in Dunningen nicht zur Sprache kam. Muß ja auch nicht – ausgerechnet am 150. Geburtstag. Trotzdem wollen wir bei der Wahrheit bleiben…

(Zu den restlichen Wahlen und Zahlen der Weimarer Republik ein bißchen klicken – guck da! Rottweil lag im Schwarzwaldkreis.)

3 Antworten to “Fälscht SPD-Stadtarchivar Hecht NS-Geschichte?”

  1. schantle Says:

    Hier der Bote-Artikel:

    Dunningen
    Tapferer Kampf gegen das braune Unrecht
    Schwarzwälder-Bote, 23.05.2013 20:02 Uhr

    Dunningen. Am 23. Mai 1863, vor 150 Jahren, gründete Ferdinand Lassalle in Leipzig den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein, den direkten Vorläufer der heutigen SPD. Dies war Anlass genug für den Dunninger SPD-Ortsverein, mit einer sozialdemokratischen Geschichtsstunde im „Haus am Adlerbrunnen“ den 150. Geburtstag der Partei zu feiern. Eingestimmt wurden die Gäste durch Ausschnitte aus dem Jubiläumsfilm, der im Auftrag des Parteivorstands gedreht wurde.

    Tief betroffen vom Kampf und der Opferbereitschaft der Männer und Frauen der ersten Stunde gegen die furchtbaren Zustände in der Zeit der Industrialisierung wurde den Besuchern der sozialdemokratische Werte-Dreiklang Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität erneut in seiner Tragweite bewusst.

    Mindestens ebenso aufwühlend und betroffen machend stellte der Referent des Abends, der Rottweiler Historiker und Sozialdemokrat Winfried Hecht, den Kampf der SPD gegen Faschismus und Diktatur in der Zeit der Weimarer Republik und während der zwölf Jahre des Nazi-Terrors in Baden und Württemberg dar. Vieles sei in Südwestdeutschland gleich abgelaufen wie im Reich, aber es gebe auch einige Unterschiede, stellte der renommierte Geschichtskenner fest. Er erinnerte dabei nicht zuletzt an den Dunninger „Ur-Genossen“ Emil Maier (1876 bis 1932), der sich als Abgeordneter und ab 1931 als Innenminister und stellvertretender Staatspräsident Badens bis zu seinem Tod gegen die braune Diktatur wehrte.

    Andere lokale Politik-Größen dieser Zeit, wie etwa Lorenz Bock, sah Hecht allerdings deutlich kritischer, als dies etwa in seiner Heimatstadt Rottweil der Fall ist. „Wir sollten den Männern und Frauen, die sich als Sozialdemokraten unter Einsatz ihres Lebens für Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie eingesetzt haben, zumindest ein ehrendes Gedenken bewahren“, lautete die Quintessenz des detailreichen und engagierten Vortrags.

    „Das Erbe unserer politischen Vorgänger ist für uns auch heute noch Verpflichtung und Auftrag“, fasste auch der Ortsvereinsvorsitzende Hans-Peter Storz am Ende eines interessanten und informativen Abends die Stimmung unter den Besuchern zusammen.

    http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.dunningen-tapferer-kampf-gegen-das-braune-unrecht.83a8b6b4-5c94-4cf3-a377-0edb2d7a647a.html

  2. Theo Brunzer Says:

    (Mir ist bekannt, daß Grünrote sich nicht benehmen können. Kommentar gelöscht und gesperrt. Admin.)

  3. Doc Says:

    Nun ja: 150 Jahre SPD sind 150 Jahre Habgier Neid und Mißgunst. Wo bleibt da der Widerstand? Der hat sich mit Masse doch erst formiert, als es den Leuten zunehmend schlechter ging!


Comments are closed.